Nachdem wir im ersten Australienbericht Cairns die typischen Reisearten für Australien vorgestellt haben, kommt hier nun unsere eigene Variante: Wir werden uns entlang der Ostküste mit dem Bus fortbewegen und uns gegebenenfalls ein Auto für kurze Zeit mieten. Ist sicherlich auch keine untypische Methode, aber definitiv eine der weniger populären. Bereits vor der Reise haben wir uns hierzu ein sogenanntes hop on – hop off Busticket von Cairns nach Sydney besorgt. Das heißt, wir können entlang dieser Strecke so oft aus- und einsteigen wie wir möchten. Im Vergleich zu der riesigen Distanz (2945 km)eine sehr günstige Variante. Wir sind dadurch zwar an die Route gebunden, die der Bus abfährt, aber dafür hält der bei Bedarf an jedem noch so kleinen Ort. Zudem ist gerade an der Ostküste Australiens die Dichte an Attraktionen so hoch, dass es die sieben Wochen, die wir im Land verweilen, schon noch genug zu sehen geben wird. Falls wir uns mal irgendwo die Umgebung näher anschauen oder einen Abstecher in Landesinnere machen wollen, können wir uns dafür ja immer noch spontan ein Auto mieten.
Auf Achse
Dies trifft auch gleich hier auf Cairns zu. Die Stadt hat nämlich nicht nur das Riff vor der Küste, sondern viele weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung: Schöne Strände, malerische Landschaften, tropische Regenwälder mit zahlreichen Wasserfällen und einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt, um nur einige Beispiele zu nennen. Gleichzeitig wollen wir uns bei dieser Gelegenheit auch mal einen Eindruck vom australischen Camperleben verschaffen. Statt einem Auto soll es also ein Campervan für vier Nächte sein. Klar, wir könnten uns einige Sehenswürdigkeiten auch im Rahmen von einer oder mehreren geführten Touren ansehen, aber die Vorteile für die selbstständige Variante überwiegen hier: Die einfachsten Tagestouren fangen bei ca. 100 A$ pro Person an und man erhält bei denen nur einen recht kleinen Eindruck des sehr interessanten und abwechslungsreichen Umlands von Cairns. Die Günstigen sind nämlich eher auf das (ganz) junge Publikum zugeschnitten und mehr auf Party aus. Will man eine „informativere“ Tour, werden es ganz schnell mal 200-300 A$! Und die müssen wir ja noch doppelt rechnen, da wir zu zweit sind. Den Mietpreis eines Campers inklusive Sprit allerdings nicht. Zudem fallen die Übernachtungskosten weg und man hat -was uns sehr viel wert ist- seine eigene Zeiteinteilung. Die Infos über die interessanten Sachen müssen wir uns halt selbst besorgen. Im Gegensatz zu einem normalen Auto ist es bei einem Camper jedoch sehr unüblich, den so kurzfristig und noch dazu für einen solch kurzen Zeitraum zu mieten (wer die drei üblichen Fortbewegungsarten hier kennt, wird das nicht wundern). Die Internetrecherche gestaltet sich daher als recht mühsam und die Preise sind nicht gerade günstig. Aber egal, in den sauren Apfel beißen wir jetzt. Nur drei Tage nach unserer Tauchtour (zu dessen Bericht übrigens noch ein kleiner Exkurs übers Tauchen hinzukam) ist die Fahrzeugübergabe.
1. Tag Wie so viele, würde auch ich mich als guten Autofahrer bezeichnen. Als es dann aber zum ersten Mal in den australischen Linksverkehr geht, komme ich doch etwas in „Schleudern“: Mit der linken Hand schalten und der Blinker ist rechts am Lenkrad – mein lieber Scholli! Auch nach mehreren Stunden am Steuer gehen manchmal noch die Scheibenwischer statt der Blinker an :-) Mit der Zeit gewöhnt man sich ja aber an alles. Unser erstes Zwischenziel ist das von Cairns ca. 140 km nördlich gelegene Cape Tribulation. In den Reisebüros findet man einen ganzen Haufen an Tourangebote dorthin. Das Cape an sich soll nicht sehr besonders sein, aber auf dem Weg soll man an vielen „Sights“ vorbeikommen. In der Tat. Hier der Trinity Beach, einer von zahlreichen Stränden, den wir kurz nach Cairns passieren:
Unser nächster Stopp ist am Rex Lookout.
Weiter geht die Fahrt nach Port Douglas, einem beliebten Ausflugs- und Urlaubsort an der Küste. In der Ortschaft selbst finden wir zwar keinen Grund anzuhalten, jedoch befindet sich etwas außerhalb auf einem kleinen Hügel wieder ein schöner Aussichtspunkt.
Da schon später Nachmittag ist halten wir lieber schon mal die Augen nach einer Übernachtungsmöglichkeit offen. Bis zum Cape Tribulation ist es jetzt zwar nicht mehr weit, aber ob es dort Stellplätze zum Campen gibt wissen wir nicht. Für den ersten Tag reicht es uns auch. Sich irgendwo hinzustellen und wild zu campen ist hier im Übrigen nicht erlaubt und wird mit bis zu 300 A$ Strafe geahndet. Daher lieber etwas mehr Zeit für die Suche einplanen. Die erste Nacht im Van verbringen wir schließlich auf einem kleinen Campingplatz am Wonga Beach.
2. Tag Weiter geht es Richtung Norden, vorbei an endlosen Zuckerrohrfeldern…
…bis zur Fähre, die uns über den Daintree River bringt.
Jetzt sind wir schon mitten in den Wet Tropics, wie der Regenwald hier genannt wird. Vorsicht, Cassowaries können die Straße kreuzen und kleine Hügel -sogenannte Speedbraker- sind dazu da, den Verkehr etwas zu verlangsamen.
Trotz der vielen Warnschilder soll man den drittgrößten Vogel der Welt (nach Strauß und Emu) nur recht selten zu Gesicht bekommen. Wie es aber der Zufall will, haben wir einen während der Fahrt erspähen können (sogar in Begleitung eines Jungtieres). Leider sind die beiden zu schnell im Dickicht verschwunden, sonst gäb’s natürlich auch Fotos.
Hier hat sich wohl jemand einen Spaß erlaubt :-)
Unzählige Zwischenstopps legen wir ein, so beispielsweise am Alexandra Lookout…
…an einer schönen Teeplantage…
…und am Thornton Beach, wo man zu dieser Jahreszeit besser nicht ins Wasser gehen sollte:
Irgendwann entdecken wir einen Weg, der zu einem Rundgang im Wald einlädt. Kleine Schildchen erzählen hin und wieder etwas über die Entstehung des ältesten Regenwaldes der Erde.
Schließlich erreichen wir auch das Cape Tribulation. Auch hier geht man besser nicht schwimmen:
Wie bereits bekannt, ist das Cape eigentlich recht unspektakulär. Aber der Weg war ja das Ziel. Ab hier geht es nur noch auf unbefestigter Straße weiter, wo man irgend-wann in Cooktown landet. Wir haben jedoch eine andere Route geplant. Von dem her geht es erst mal wieder den ganzen Weg zurück Richtung Süden, mit der Fähre wieder über den Fluss und auch an unserem Campingplatz vorbei. Einige Kilometer weiter biegen wir auf dem Highway rechts ab. Die Straße führt uns in Richtung Südwesten über den Mount Molloy. Auch hier kommen wir wieder an einem Aussichtspunkt vorbei, wo man einen guten Blick die Küste entlang hat, von wo wir herkamen:
Falls es jemandem nicht aufgefallen ist: Die Wolken ziehen etwas zu. Auch ist bereits wieder später Nachmittag, daher wird es höchste Zeit, den nächsten Campingplatz zu suchen. Kurze Zeit später fängt es schon an zu regnen. Wo der Hebel für den Scheibenwischer ist, weiß ich ja zum Glück ganz genau :-) Es schüttet wie aus Kübeln und die Fahrt ist sehr anstrengend. Glücklicherweise lässt das Unwetter aber wieder ein wenig nach, bis wir am nächsten Campingplatz ankommen. Jetzt gibt’s erst mal lecker Essen :-)
3. Tag Heute setzen wir unsere Fahrt in Richtung Süden fort. Immer noch ist das Wetter wechselhaft, erzeugt aber auf dem Highway eine irre Stimmung.
Getankt werden muss zwischendurch auch mal.
In Mareeba, der nächsten Kleinstadt, machen wir einen kurzen Stopp, um dem Supermarkt einen Besuch abzustatten und uns kurz in ein Fastfood Restaurant mit dem großen M zu setzen. Nein, nicht zum Burger essen, sondern weil es da kostenlos W-Lan gibt. Die Geschwindigkeit ist zwar (wie üblich) sehr miserabel, aber zum Email checken reicht’s. Das ist übrigens ein großer Nachteil im Camperleben: Man hat kaum Möglichkeit, ins Internet zu gehen.
Weiter geht die Reise. Wir befinden uns nun in den Atherton Tablelands und schlagen langsam wieder in Richtung Osten ein.Unser nächstes Ziel ist der Curtain Fig Tree. DieserBaum besteht nicht wie üblich aus einem Hauptstamm, sondern aus vielen kleinen Stämmen, die eben wie ein Vorhang in den Boden ragen. Zu Beginn war dieser riesige Baum nur ein kleines Schmarotzergewächs hoch oben auf einem anderen Baum, der als Wirt gedient hat (bis jetzt wusste ich nicht, dass auch Bäume Schmarotzerpflanzen sein können). Jedenfalls erreichten im Laufe der Zeit die Luftwurzeln des kleinen Baumes den Boden, was ihn daraufhin so stark werden ließ, dass er den Wirt völlig umschlossen hat und diesen schließlich zum Einsturz brachte. Das Besondere hierbei ist, dass der Wirt nicht ganz umgefallen ist, sondern schräg auf einem Nachbarbaum liegen blieb. Die übrigen Luftwurzeln, die bis dahin nur den Wirt umschlungen haben, wuchsen nun auch bis zum Grund, was zu der heutigen Form des Baumes geführt hat. Ist doch immer wieder faszinierend, zu was die Natur alles im Stande ist.
Danach geht es zum nächsten „Fig Tree“. Analog zum eben besuchten Curtain Fig Tree besteht der Cathedral Fig Tree ebenfalls aus vielen kleinen Stämmen. Dieser ist jedoch nochmal um einige Nummern gigantischer.
Vielleicht hat es sich auch schon jemand gedacht: Japp, dieses „Monstrum“ diente als Vorbild bei der Gestaltung des großen Heimatbaums im Film Avatar. Und ja, die Lichtverhältnisse waren echt schwierig.
Jetzt wollen wir eine Runde um den Lake Tinaroo drehen, den wir gerade an dessen Südseite streifen. Entlang des Ost- und Nordufers soll es nämlich zahlreiche Campingplätze geben. Ob die aber freie Stellplätze haben, müssen wir vor Ort ausfindig machen. Also los. Eine aufregende Fahrt auf einem unbefestigten Weg mitten durch den australischen Urwald beginnt. Zum Glück halten sich die Schlaglöcher in Grenzen. Zwischen-durch ergattern wir jedoch einige Ausblicke, für die es sich allemal gelohnt hat, hier entlang zu fahren:
30 km, unzählige enge Kurven und etliche Hügel weiter haben wir es unbeschadet geschafft. Einen Campingplatz haben wir leider nicht gefunden, da die alle nur mit Vorreservierung waren. Daher fahren wir wieder ein kleines Stück zurück bis zum Highway, wo wir auf dem Herweg einen kostenlosen Platz gesehen hatten. Der ist zwar nicht so schön, aber Hauptsache wir haben ein Klo und eine Bank zum Essen.
4. Tag Ohne Frühstück machen wir uns heute früh am Morgen auf den Weg. Das wollen wir nämlich an einem der vielen Sehenswürdigkeiten nachholen, die wir laut unserer Karte heute wieder passieren werden. Zwei Ortschaften weiter werden wir schon fündig. Wieder mal ist es ein Lookout (ok, ein Aussichtspunkt) auf einem kleinen Hügel. Hier hat man sehr liebevoll einen Park mit Spielplatz, Bänken und natürlich einigen Grillstellen angelegt. Das Wetter hat sich die Nacht über etwas gebessert und wir können bei einem Nutellabrot und frischem Kaffee die tolle Aussicht genießen.
Frisch gestärkt geht die Fahrt weiter. Heute stehen vor allem Wasserfälle auf dem Plan. Erst kommen wir an den Dinner Falls vorbei. Dabei führt -wie später dann auch bei fast jedem Wasserfall- ein kleiner Abzweig vom Highway zu einem Parkplatz, vom wo man ein Stück in den Wald reinläuft. Erstaunlicherweise findet man an jedem Parkplatz ein kleines Toilettenhäuschen. Wir haben jetzt nicht jedes ausprobiert, aber in allen, die wir genutzt haben, hatte es zu unserem Erstaunen stets Klopapier, Seife und Papiertücher. Auch ist die Beschilderung in den Parks generell sehr vorbildlich. In dieser Hinsicht hat Australien gegenüber Deutschland einiges voraus! Die Dinner Falls sehen jedenfalls so aus:
Direkt daneben ist The Crater: Ein Felskrater mitten im Wald, der das Resultat von Magma erwärmten Gasen ist, die an dieser Stelle an die Erdoberfläche gelangten. In Laufe der Zeit hat er sich dann mit Wasser gefüllt (die grüne Schicht sind Ablagerungen aus dem Wald).
Weiter geht’s. Ach ja – so sehen übrigens „Baustellenampeln“ in Australien aus:
Schon wieder ein Aussichtspunkt, diesmal der Milaa Milaa Lookout. Auch nach so vielen Aussichten, die wir auf der Tour schon hatten, schwächt unsere Begeisterung für die malerische Landschaft nicht ab. In der Ferne lassen sich örtliche Regenschauer ausmachen:
Von hier aus geht es zum nächsten Wasserfall, den Souita Falls.
Weiter geht es zu den Milaa Milaa Falls…
…und über die Zillie Falls…
…zu den Ellinjaa Falls (unser Favorit):
Wieder schlägt das Wetter um und Regen begleitet uns auf dem nächsten Streckenabschnitt. Als hätten es die Wolken gewusst, wird es gerade besser, als wir bei den Josephine Falls ankommen.
Jo, das war’s auch schon für heute :-) Wieder geht es an die Campingplatzsuche, die heute jedoch nicht lange dauert (man bekommt halt Übung). Gerade haben wir gegessen – lecker Spätzle im Eintopf (fragt nicht, wie Alex die in der Pampa hinbekommen hat, das ist eine eigene Story) da tapst urplötzlich ein Cassowarrie direkt an unserem Van vorbei. „Schnell, die Kamera!“ Leider doch ein wenig zu spät und bei dem Regen nicht ganz deutlich, aber immerhin…
5. Tag Heute geht es eigentlich nur noch drum, zurück nach Cairns zu fahren. Bis 16 Uhr haben wir Zeit, den Camper abzugeben. Auf dem Weg in die Stadt hat es nichts Sehenswertes mehr – genug Zeit also, wieder in ein Hostel einzuchecken und den Van etwas auszufegen. Außer, dass uns kurz vor Cairns ein Hund vors Auto rennt und ich ne Vollbremsung hinlege, passiert auch nichts wirklich Spektakuläres. Wie erwartet, sind wir schon um die Mittagszeit abgabebereit. „Komm, lass uns noch den restlichen Sprit verfahren – bisschen ist noch drin.“ Wir fahren noch auf einen Berg direkt neben der Stadt (fragt nicht, wie der heißt )...
…in Richtung Lake Morris. Da es aber ununterbrochen regnet und der Treibstoff langsam wirklich zur Neige geht, kehren wir auf halber Strecke um und geben den Van direkt ab.
In den letzten fünf Tagen haben wir insgesamt über 830 km zurückgelegt. Die Anzahl an Nationalparks, die wir durchquert oder zumindest gestreift haben ist längst nicht mehr an zwei Händen abzählbar. So viele schöne Orte wir auch entdeckt haben, war das doch nur ein kleiner Bruchteil von dem, was diese Gegend hier zu bieten hat. Ein ausgesprochen schöner Flecken Erde! Dennoch sind wir froh, den Camper nach den vier Nächten wieder abgeben du dürfen. Die ständige Sucherei nach Campingplätzen und Internet, das „Im Auto schlafen“, die Wetterabhängigkeit (z.B. wenn es nachts regnet und man aufs Klo muss) sind nur einige Gründe. Das australische Camperleben, so haben wir gemerkt, wäre auf lange Dauer einfach nicht unser Ding. Für den kurzen Zeitraum allerdings war es ein wunderschönes Abenteuer!
Wie geht es weiter?
Bereits für den nächsten Tag haben wir den Bus gebucht, der uns ins 11 Stunden entfernte Airlie Beach bringen soll. Allein in und um Cairns haben wir ganze zwei der sieben Wochen unserer Zeit in Australien verbracht. Aber diese waren einzigartig. Mal sehen, was uns in „down under“ noch erwartet… [Oki]