Im Vergleich zu den letzten Reisetagen gestalten wir den heutigen recht ruhig. Wir möchten ihn nämlich ausschließlich dazu nutzen, endlich unsere letzten Reiseberichte von Australien zu veröffentlichen. Wir wissen, dass die Büchereien in den größeren Orten Neuseelands meist einen (kostenlosen) Internetzugang zur Verfügung stellen. Die Bücherei von Invercargill bietet diesen Dienst ebenfalls an, weshalb wir uns gleich morgens auf den Weg dorthin machen. Dank eines Stadtplans, den wir von der netten Frau an der Rezeption unseres Holiday Parks bekommen haben, ist diese auch schnell gefunden. Gerade als wir uns für eine lange „Berichte-Veröffentlich-Session“ eingerichtet haben, müssen wir leider feststellen, dass sich im Bericht die Bilder nicht einfügen lassen. Nach längerer Fehlersuche ist klar, dass die „glücklicherweise“ nicht an der Homepage oder unserem Laptop liegt, sondern am Netzwerk der Bücherei. Irgendwie verträgt es sich nicht mit unserem Homepagebetreiber. Dummerweise ist der Internetanbieter dieser Bücherei der Selbe wie auch schon der in Timaru. Wir vermuten daher, dass das Hochladen der Bilder auch in allen anderen Büchereien nicht funktionieren wird. Würde es nur darum gehen, ab und zu mit der Heimat in Kontakt zu treten wäre das kein Problem. Für unsere Reiseberichte sieht es jedoch schlecht aus, denn den einzig weiteren kostenlosen Internetzugang, den wir bis jetzt ausgemacht haben, ist bei den Fastfoodrestaurants mit dem großen M und stets auf maximal 50 MB beschränkt – das reicht bei Weitem nicht! Die üblichen Internetanbieter im Land sind ausnahmslos sehr teuer und haben zusätzlich zur zeitlichen Beschränkung oft noch ein Volumenlimit. In unserer Verzweiflung möchten wir es aber trotzdem mit solch einem Internetzugang versuchen, der auch in unserem Holiday Park angeboten wird. Aber leider ist auch hier Fehlanzeige. Trotz gutem Empfang wird die Verbindung ab und zu unterbrochen und wenn man gerade dabei ist, ein Bild hochzuladen bedeutet dies, dass man nochmal von vorne anfangen kann. Die 5 Dollar für eine Stunde hätten wir uns echt sparen können. Die Nerven liegen blank, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die Berichte müssen eben noch ein wenig warten…
Tag 16: In Invercargill – Ausflug in die Umgebung
Wir sind ja nicht nur zum Berichteschreiben nach Invercargill gekommen, sondern wollen uns natürlich auch die Gegend anschauen. Vor allem der nahegelegene Oreti Beach soll sehr schön sein und ein Abstecher zum ca. 30 Kilometer weiter südlich gelegenen Fischerort Bluff soll sich ebenfalls lohnen. Also los!
Kurz bevor wir Bluff erreichen machen wir einen Stopp an der Greenpoint Domain. An diesem kurzen Küstenstreifen ist neben den ältesten Felsen Neuseelands…
…auch ein Schiffsfriedhof zu finden. Allerdings sind die meisten „Bewohner“ nur bei Ebbe gut zu sehen.
Weiter geht unsere Fahrt bis Bluff. Im Ort angekommen folgen wir einem Schild, das uns zu einem Aussichtspunkt auf einem nahegelegenen Hügel leitet. Die Aussicht vom Bluff Hill Lookout ist in der Tat sehr spektakulär!
Nächster Halt in Bluff ist am berühmten Stirling Point:
Auch wenn er landesweit eine bedeutende Stellung im Fisch- und Muschelfang einnimmt, ist der Ort selbst nicht wirklich sehenswert. Daher machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Invercargill. Dort möchten wir einen (oder vielleicht auch mehrere) der zahlreichen Wanderwege laufen, die es in der Umgebung des Städtchens zu entdecken gibt. Wir entscheiden uns zunächst für den Invercargill Estuary Walkway – ein 4,7 Kilometer langer Rundweg, der um eine kleine Lagune am Stadtrand -der sogenannten Pleasure Bay Lagoon- herumführt. Genau die richtige Wahl, wie sich unterwegs herausstellt.
Mehrmals haben wir es schon bemerkt, aber nie festgehalten: Hier sind die Schwäne schwarz!
Zwischendurch passieren wir die Überreste der ersten Bahnlinie, die von Invercargill nach Bluff führte.
Solche ruhigen Spaziergänge bieten aber vor allem Gelegenheit, um die letzten Erlebnisse nochmal Revue passieren zu lassen, sich ein paar Gedanken über die Zukunft zu machen oder einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Damit haben wir für heute wieder genug und machen uns auf den Weg in Richtung Holiday Park. Hier angekommen packt uns jedoch die Spontanität: „Dieser Oreti Beach soll doch gar nicht weit weg sein – komm, den sehen wir uns noch kurz an!“ Tatsächlich liegt unser Holiday Park so weit außerhalb, dass es zu dem etwa zehn Kilometer westlich von Invercargill gelegenen Strand nur ein Katzensprung ist. Das Besondere am Oreti Beach ist, dass er sehr lang und breit ist und er erinnert uns gleich an den 75-Mile-Beach auf Fraser Island. Im Gegensatz zu diesem kann man hier aber mit einem normalen Auto drauf fahren – die Zufahrtstraße endet sogar direkt auf dem Strand. Außer Meer und jeder Menge Sand gibt es -für uns- hier allerdings nichts Außergewöhnliches, weshalb wir uns nicht lange aufhalten und wieder zurück fahren. Gerade lassen wir den Strand hinter uns, da ruft Alex auf einmal: „He, guck mal da!“
„Ist jetzt nicht wahr, oder?“ Diese Straße müssen wir natürlich gleich entlang fahren! Besonderes zu sehen gibt es auch da nicht – bis auf diese eine Ecke, wo nochmal ein Straßenschild steht. Na, wenn das nicht zu einem Fotoshooting einlädt, dann weiß ich auch nicht :-)
Tag 17: Von Invercargill bis Manapouri
Heute möchten wir unsere Erkundungsreise entlang der Southern Scenic Route fortsetzen. Erster Stopp ist nach einer halben Stunde in Riverton, wo uns wieder mal ein Schild zu einem sehr schönen Ort etwas außerhalb dieses kleinen Städtchens führt – dem Howells Point.
Weiter geht’s. Der nächste Abstecher ist zu Cosy Nook – einer winzigen Bucht, wo sich in den 1820er Jahren das größte Maori Dorf der Südküste Neuseelands befand.
An diejenigen unter euch, die schon früh mit Computerspielen zu tun hatten: Habt ihr euch jemals gefragt, wo eigentlich Monkey Island liegt? Wir haben sie gefunden!
Um die tatsächliche Namensgebung der Insel wird spekuliert. So soll man zum Beispiel früher einen Affen dazu genommen haben, die Versorgungsboote zur Insel rüber zu ziehen. Hm, ich weiß nicht...
Der nächste Halt ist am McCrackens Rest Lookout. Was eine fantastische Aussicht!
Jetzt nähern wir uns langsam aber sicher dem Fjordland, wo der Highway schließlich einen Schlenker nach Norden macht und diese markante, für Neuseeland so typische Küstenlandschaft im Südwesten der Südinsel streift. Und wieder einmal ist es eines dieser braunen Schilder, das uns zu einem Exkurs abseits der Southern Scenic Route einlädt: 32 Kilometer bis zum Lake Hauroko. Dass ganze 20 davon auf Schotterpiste sind, schockt uns nach den unzähligen Ausflügen auf unbefestigter Straße längst nicht mehr (siehe z.B. Mt Sunday an Tag 3). Auf geht’s ins Fjordland! Über eine Stunde sind wir unterwegs. Ok, wir haben auch zwischendurch an einem schönen Platz zu Mittag gegessen. Aber schließlich werden wir für die beschwerliche Anfahrt mit einer wahnsinnig schönen Sicht auf den 462 Meter tiefen See entschädigt, der mit dieser Marke der Tiefste von Neuseeland ist:
Der von Gletschern geformte Lake Hauroko reicht damit sogar bis unterhalb des Meeresspiegels. Uns verleitet er jedenfalls zu einigen Spielereien mit der Kamera :-)
Direkt neben dem See verläuft ein kleiner Wanderweg. „Na, auf geht’s!“
Aber schon nach einigen Metern biegt dieser in den Wald ab…
…und endet nach einer dreiviertel Stunde direkt am Parkplatz. Na gut – eigentlich reicht’s auch. Wir müssen ja wieder zurück zum Highway und dann noch nach einer Unterkunft suchen – da steht uns heute noch ein ganz schönes Stück Strecke bevor. Tatsächlich dämmert es bereits, als wir in einem kleinen Holiday Park in Manapouri fündig werden. Ein langer und ereignisreicher Tag liegt hinter uns und wir haben ihn sehr genossen!
Tag 18: Von Manapouri bis Te Anau
Nach der langen Etappe gestern nehmen wir uns für heute nicht viel vor. Lediglich ins 20 Kilometer entfernte Te Anau möchten wir kommen – ein Katzensprung im Vergleich zu unseren üblichen Strecken. Wie auch uns, dient der am gleichnamigen See gelegene Ort den meisten Touristen als Ausgangsbasis für Ausflüge in den Fiordland National Park. Der bekannteste und zugleich nördlichste seiner insgesamt 14 Fjorde ist Milford Sound, welcher -wie auch damals der Mt. Cook- mit dem Auto bequem über einen „Sackgassen-Highway“ zu erreichen ist. Um unsere allgemeine Reisegeschwindigkeit wieder etwas zu reduzieren und die vielen Erlebnisse der letzten Etappe etwas verarbeiten zu können, würden wir eventuell auch etwas länger in Te Anau bleiben. Das kommt natürlich darauf an, ob es uns dort gefällt und wir eine günstige Cabin finden. Früh am Morgen machen wir uns also auf den Weg. Gleich zu Beginn der Fahrt passieren wir den Lake Manapouri:
Bevor wir uns -in Te Anau angekommen- auf die Suche nach einer Bleibe machen, statten wir aber zuerst der örtlichen Bücherei einen Besuch ab, um mit der Heimat in Kontakt zu treten. So früh morgens schlafen die daheim eh noch nicht (das hört sich komisch an, oder?). Und jetzt kommt die gute Nachricht des Tages: Für unsere Reiseberichte bekommen wir Unterstützung von der Heimatbasis! Glücklicherweise konnten wir bis jetzt nämlich alle unsere Bilder per Dropbox nach Hause senden, wo sich unsere Lieben bereit erklärt haben, sich die Arbeit zu machen und uns die Bilder in die Berichte einzufügen. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön von uns beiden! Ohne Euch müssten die Berichte noch sehr lange auf sich warten. Die nächste gute Nachricht ist, dass wir trotz Haupttourismusort einen vergleichsweise günstigen Holiday Park finden, wo wir uns für die kommenden drei Nächte einquartieren. Wann wir dann nach Milford Sound fahren, entscheiden wir spontan. Zurzeit ist eh nicht das beste Wetter und so haben wir ein klein wenig Spielraum.
Tag 19: In Te Anau
Heute ist das Wetter noch trüber als gestern. Also legen wir eine kleine Reisepause ein: Einkaufen, Bilder aussortieren, Bericht schreiben, Wäsche waschen etc.
Tag 20: In Te Anau – Ausflug nach Milford Sound
Es ist soweit, wir machen uns auf den Weg nach Milford Sound. Das Wetter hat sich zwar nicht wesentlich gebessert, aber zu viel Zeit wollen wir im Fjordland auch nicht verlieren.
Bis zu unserem Ziel stehen uns über zwei Stunden Highwayfahrt bevor.
Auf halber Strecke wird es immer gebirgiger...
…und nach Durchfahrt des Homer Tunnels…
…hat man es fast geschafft. Am Ende dieses Tals ist Milford Sound:
Endlich sind wir da und erblicken erstmals den berühmten Mitre Peak – einer der meistfotografierten Berge Neuseelands:
Mit 1692 Meter ist der Mitre Peak einer der höchsten Berge der Welt, welcher direkt vom Meeresboden aufsteigt. Er heißt so, weil seine oberen 450 Meter wie eine Bischofsmütze (Mitra) aussehen. Jetzt ist es nur noch ein zehnminütiger Gang zur Bootsanlegestelle. Da läuft schon unser Schiff ein, das von seinem vorherigen Ausflug zurückkehrt.
Wenig später finden auch wir uns auf dem Schiff wieder und ohne lange Wartezeit startet die nächste Rundfahrt. Vorbei geht es an den 160 Meter hohen Bowen Falls…
…mitten durch die von Wolken verhangenen Felsklippen.
Zwischendurch fängt es immer wieder kurz an zu nieseln und der Wind peitscht einem die Regentropfen um die Ohren. Trotzdem genießen wir die Rundfahrt auf dem Außendeck am Bug des Schiffes. Zum Aufwärmen gibt es ja kostenlosen Tee und Kaffee an der Bar :-)
Nur als der Kapitän sein Gefährt plötzlich an (oder vielmehr unter!) die Fairie Falls steuert, flüchten wir schnell ins Innere :-)
Im Fjordland und Milford Sound hat sich übrigens ein einzigartiges marines Ökosystem gebildet. Zum einen bildet das viele Regenwasser eine drei bis fünf Meter, nur sehr leicht salzige Schicht auf der Meeresoberfläche. Zusätzlich wird dieses noch von organischem Material verfärbt, welches sich über abfließendes Regenwasser von den Berghängen gelöst hat. Diese Umstände führen dazu, dass sehr viel Licht absorbiert wird und die Verhältnisse im Fjord in zehn Metern Wassertiefe denen auf offenem Meer in 70 Metern entsprechen. Daher findet man hier an die Dunkelheit angepasste Organismen schon in einer Tiefe von 30 Metern, die sonst erst in etwa 100 bis 200 Metern vorkommen.
Weiter geht unsere Fahrt, bis schließlich das Ende des 16 Kilometer langen Fjords erreicht ist und das Schiff wieder kehrt macht.
Wenig später passieren wir den Seal Rock – den sogenannten Robbenfelsen. Für die im Fjord lebenden Neuseeländischen Pelzrobben ist dies eine der wenigen Stellen, wo sie aus dem Wasser klettern können, weshalb sie hier fast immer zu beobachten sind:
Kurz darauf macht der Kapitän an den 146 Meter hohen Stirling Falls wieder einen seiner „Ich-fahr-mal-ganz-nah-dran“ Aktionen :-)
Anschließend haben wir nochmal eine schöne Sicht auf die Bowen Falls, an denen wir bereits zu Beginn der Fahrt vorbei kamen…
…bevor der Ausflug nach über eineinhalb Stunden auch schon zu Ende ist. Trotz des wechselhaften Wetters war es echt toll! Auf geht’s zurück Richtung Te Anau – wir haben Hunger :-) Schon morgen wollen wir zu einer neuen Etappe auf unserer Reise durch Neuseeland aufbrechen und das Fjordland hinter uns lassen. Mal sehen, wie es weitergeht… [Oki]