Da wir keine direkte Flugverbindung von Kathmandu aus bekommen haben steht uns ein kleiner Flugmarathon nach Singapur bevor: Von der nepalesischen Hauptstadt geht es zunächst zurück in die indische und von dort über Chennai nach Singapur. Bereits beim Check in wird uns mitgeteilt, dass unser Gepäck nicht einfach durchgeschleust werden kann, wenn auch alle Flüge mit derselben Airline sind. Wir müssen in Delhi zum Gepäckband, dort unser Gepäck in die Hand nehmen und einem Mitarbeiter der Airline in die Hand drücken. Hängt damit zusammen, dass der zweite Flug ein Inlandsflug ist. Kein Problem, wir haben ja in Delhi 2,5 Stunden Aufenthalt. Könnte vielleicht etwas knapp werden, aber passt schon. Als der erste Flug mit einer Stunde Verspätung startet machen wir uns auch noch keine Sorgen. Jetzt genießen wir erst mal einen wunderschönen Sonnenuntergang:
In Delhi wird uns dann klar, dass wir durch die Passkontrolle müssen um an unser Gepäck zu kommen. Bei der Größe des Flughafens bekommen wir jetzt langsam Muffensausen, dass wir den Anschlussflug nicht erwischen. Ein erneuter Hilferuf bei der Arline bringt uns aber auch nicht weiter - wir müssen in Indien einreisen. Zum Glück haben wir damals bei der Visabeantragung double entry angekreuzt und dürfen ohne weiteres noch ein zweites Mal ins Land! An unserem Gepäckband finden wir jedoch nur gähnende Leere. Durch unser Nachfragen, ob wir wirklich einreisen müssen -obwohl wir doch weiter nach Singapur wollen- haben wir so viel Zeit verloren, dass alle anderen Passagiere ihre Koffer scheinbar schon abgeholt haben. Doch wo sind unsere Rucksäcke? Wir gehen die anderen Bänder entlang und finden plötzlich einen Mitarbeiter unserer Airline und einen Trolley mit Alexandras Rucksack. Puh - jetzt fehlt nur noch meiner. Der freundliche Mann führt auf unsere Erklärung hin mehrere Telefongespräche. Dann teilt er uns mit, dass der Rucksack aus Versehen schon im nächsten Flugzeug gelandet ist. Damit alles seine Ordnung hat wird er jetzt wieder ausgeladen und kommt bei einem separaten Band an. Jetzt erfahren wir auch, dass uns ein Mitarbeiter zur Seite gestellt worden wäre und uns die ganze Zeit begleitet hätte, falls wir kein Visum gehabt hätten. 15 Minuten später ist unser Gepäck wieder komplett. Mittlerweile haben wir nur noch eine Stunde bis zum nächsten Flug. Jetzt heißt es: Schnell durch den Flughafen zum nächsten Check in, bevor dort der Schalter schließt. Unser Glück: Man zeigt uns eine kleine Abkürzung und so sind wir ruck zuck wieder unser Gepäck los. Die Dame vom Check in kann uns zudem beruhigen: Unser Gepäck wird diesmal nach Singapur durchgeschleust und wir erreichen den Flug noch problemlos. Unsere Bordkarten haben wir ja auch schon. Gut. Beim Gate angekommen müssen wir feststellen, dass auch dieser Flug ca. eine Stunde Verspätung hat. Da wir aber in Chennai auch einen Aufenthalt von ursprünglich 2,5 Stunden haben sehen wir hier kein Problem.
In Chennai wird uns schnell klar, warum wir im Flughafen Delhi nach Indien einreisen mussten: Da das gerade ein Inlandsflug war stehen wir, kaum aus dem Flieger draußen und die Gepäckausgabe passiert, schon vor dem Flughafen und könnten ohne weiteres mit dem Taxi oder Bus wegfahren. Ok. Da wir ja aber jetzt wieder ausreisen heißt es: Ausreisekarte ausfüllen und erneute Passkontrolle. Der Beamte ist sehr irritiert als er bemerkt, dass unser Einreisestempel vom gleichen Tag ist (bzw. von gestern – es ist schon nach Mitternacht) und wir auch keine Adresse in Indien angegeben haben. Unser synchroner Sprechchor vom bisherigen Aus- und Einreisemarathon überzeugt ihn aber sofort. :-) Kurz darauf sitzen wir in der Maschine in Richtung Singapur. Übrigens der erste Flug auf unserer Weltreise, der pünktlich startet.
Von einer Ansage des Piloten wache ich auf. Wir befinden uns bereits im Landeanflug. Die Nacht war sehr kurz für uns und hier ist es schon hell – klar, wir haben auch 7:30 Uhr Ortszeit! Singapur ist Nepal 2 Stunden 15 Minuten und Indien 2,5 Stunden voraus. Deutschland sind wir jetzt also nicht mehr 4 Stunden 45 Minuten (Nepal) oder 4,5 Stunden (Indien), sondern 7 Stunden voraus. Drei Flüge mussten wir hinter uns bringen um hier her zu kommen und dieser letzte war in Chennai um 1:15 Uhr (indischer Zeit) gestartet – bei etwas mehr als 3,5 Stunden Flug kommt das also mit 7:30 Uhr hin. (Alles klar?) Jedoch war dies der einzige, der annähernd lang genug war, um auch mal ein Auge zu machen zu können. Entsprechend aufgekratzt sind wir. Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf die kommende Zeit. Die schlechte Sicht und eine graue Wolkendecke kündigen Regen an. Trotzdem ist es 25 Grad warm und nach über zwei Wochen im kalten Nepal freuen wir uns auch darauf. Bei der Passkontrolle machen wir aber erst mal große Augen: Die für uns ungewohnt freundlichen Beamten bieten uns Bonbons an! Ein erster Gruß aus Singapur. Der Rest des Flughafens ist ebenfalls tip top: Man begegnet Wasserfällen bei den Gepäckbändern, Touchscreens an den Toilettentüren, um mit Hilfe von Smileys den Zustand des stillen Örtchens zu bewerten, hilfsbereites und kompetentes Flughafenpersonal und überall große und deutliche Beschilderungen. Wir haben in Indien von Tellern gegessen, die dreckiger Waren als der Boden hier. Der Wahnsinn! [Oki]
Zu Gast bei Ali
Noch im Flughafen wollen wir uns übers Internet nach einer Unterkunft umschauen. Da es selbst in Indien an manchen Flughäfen WIFI (W-LAN) gab, sollte das hier ja auch schon Standard sein. Beim Infostand dauert es keine 30 Sekunden und ich habe mein Zugangspasswort. Noch kurz den Service per Touchscreen bewertet und weiter - eine Bank oder ein Café suchen, wo man es sich gemütlich machen kann. Letztendlich sitzen wir in einem der Restaurants mit dem großen M, da hier der Kaffee erstaunlicherweise am günstigsten ist. Als sich unser Netbook mit dem Internet verbunden hat trauen wir unseren Augen kaum: Unsere Bilder in der Dropbox werden mit ca. 400 KB/s hochgeladen! Bei allen vorherigen Internetverbindungen waren es maximal 80, im Durchschnitt 25. Statt 7 Stunden zeigt er an, dass er nur ne knappe Stunde für die restlichen Bilder braucht - super! Dass wir mindestens diese Stunde noch hier verbringen werden ist jetzt schon sicher :-) In der Zwischenzeit hole ich uns einen Kaffee (der übrigens wunderbar schmeckt) und versuche, bei dem einen Hostel anzurufen, das wir im Internet ausfindig gemacht haben. Dort soll die Nacht im Doppelzimmer 35 S$ (Singapur-Dollar) kosten - umgerechnet ca. 20€. Für unsere bisherigen Preisverhältnisse zwar teuer aber immer noch das günstigste, das wir gefunden haben. Übers Münztelefon erreiche ich Alis Nest nicht – irgendwie bekomme ich es nicht hin, diese Nummer zu wählen. Ok, andere Methode: mit Skype anrufen. Das klappt auf Anhieb. Dort ist auch noch was frei und Ali erwartet uns in ein bis zwei Stunden – wunderbar! Der Kaffee ist leer und alle Bilder sind hochgeladen - auf geht’s Richtung MRT (U-Bahn in Singapur).
Dank der eindeutigen Beschilderungen finden wir die Station ohne Umwege, die Fahrkarten sind auch schnell besorgt und schon geht die Fahrt los. Über eine auf dem Fahrplan blinkende LED neben der nächsten Station weiß man immer, wo man ist. Alles ist ganz einfach. Selbst mit zweimal Umsteigen kommen wir nach über einer Stunde Fahrt ohne Probleme ans Ziel. Immer noch ist alles ungewohnt sauber. Bis jetzt ist uns diese Stadt sehr sympathisch!
Wir verlassen die MRT Station. Jetzt sind wir in Little India. Es regnet. Glücklicherweise befinden wir uns schon in der richtigen Straße – dann wird es nicht mehr weit sein. Die Regenponchos lassen wir also stecken. Und Tatsächlich: Keine 100 Meter weiter zeigt uns ein kleines Schild mit „Alis Nest“ an einem schmalen, unscheinbaren Hauseingang, dass wir angekommen sind. Ali, der Besitzer der Unterkunft (eine Mischung aus Homestay und Hostel) macht einen freundlichen Eindruck und führt uns gleich herum. Diese Worte werden wir die kommenden Tage noch mehrfach zu hören bekommen :-) Nämlich immer dann, wenn neue Gäste eintreffen:
„Good morning! Welcome to Singapore. Sit down and relax, you like a tea or coffee? All is easy in Singapore. Everywhere you have signs – you cannot get lost. Everywhere you can go shopping – whole Singapore is a shopping centre! Here is the toilet, bathroom, shower – breakfast is free, we have free WIFI – password is here!"
Ein netter Mensch, dem die Sympathien seiner Gäste garantiert sind. Ist schon sehr viel in der Welt herumgekommen, hat unter anderem 20 Jahre als Koch in Holland gelebt. Er weiß also, worauf es ankommt :-) Im Haus lebt auch Alis Familie. Die Küche mit angeschlossenem Ess- und Wohnzimmer bilden das Zentrum der Einrichtung – der perfekte Ort, um mit den zahlreichen anderen Reisenden in Kontakt zu kommen.
Die Zimmer sind einfach, aber sauber – so auch die Toilette. Dazu gibt es gratis Kaffee und Internet – was will man mehr?! Hier gefällt es uns :-) Gleichzeitig mit uns kamen auch zwei Argentinier hier an. Bei einem Kaffee erfahren wir, dass sie auch schon ein Weilchen unterwegs sind (drei Monate mit Schwerpunkt Südostasien und Neuseeland) und plaudern ein wenig über unsere Erlebnisse. Dann zeigt uns Ali noch auf einer Karte die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Heute gehen wir allerdings nicht mehr auf Tour. Nach dem Flugmarathon und der kurzen Nacht reicht es uns. Lieber legen wir uns noch ein paar Stunden aufs Ohr und basteln Homepage.
Auf Stadttour
Die Nacht war sehr erholsam. Nach einem kurzen Frühstück geht’s los auf Stadttour. Erste Station Orchard Road. Das ist DIE Einkaufsstraße von Singapur, gespickt mit zahlreichen Hochhäusern, die alle mindestens eine Shopping Mall beherbergen. Hier ist auch unsere erste Begegnung mit Weihnachten. Alles ist sehr aufwändig geschmückt und man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Das reinste Konsumparadies.
Weiter geht es nach Chinatown. Neben vielen Einkaufsständen findet man hier auch die Foodstreet – eine kleine Straße voll mit Tischen und kleinen Essständen. Allerdings geht hier erst am Abend der Punk ab.
Inmitten der für uns exotischen Garküchen findet man auch eine Würstchenbude, die sich selbst „Der letzte Bratwurststand vor dem Äquator“ nennt:
Anschließend führt uns die Tour zum berühmten Marina Bay. Kaum angekommen werden wir von einem Donnerwetter überrascht, das uns zu einer kleinen Pause zwingt.
Als der Regen nachlässt machen wir uns auf in Richtung Marina Bay Sands. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein großes Einkaufszentrum mit Filialen aller noblen Marken. Hier findet sich alles, was Rang und Namen hat. Entsprechend gehoben sind auch die Preise.
Gleich daneben steht das Marina Bay Sands – der Komplex mit dem SkyPark, welcher die drei Türme mit seinen 340 Metern Länge verbindet und wie ein Schiff auf den Hochhäusern aussieht.
Hinter dem Marina Bay Sands gelangt man zur Helix Bridge. Eine Brücke, die nach dem Vorbild einer DNS-Spirale konstruiert wurde. Was ein krasses Bauwerk! Die perfekte Vorlage für eine Menge stylischer Fotomotive:
Auch der Singapore Flyer (Riesenrad) und das ArtScience Museum sind nicht weit weg.
Für heute genug – zurück zu Ali.
Koschiiiii!!
Per Facebookchat schreibt uns am nächsten Morgen auf einmal der Koschi an! Er ist mit seiner Freundin Jasna ebenfalls gerade in Singapur und fragt, ob man sich nicht vielleicht treffen könne. Eine halbe Stunde später:
Wie geil ist das denn! Nach einem lecker Essen in der nahegelegenen City Square Mall hocken wir noch ein wenig bei Ali und quatschen. Später gehen wir nochmal gemeinsam Abendessen und genießen es, ein wenig „Heimat“ bei uns zu haben :-). Am nächsten Tag geht es für die beiden weiter nach Malaysia, wo Jasna gerade ihr Auslandssemester absolviert.
Skyline
Den nächsten Tag verlassen wir unsere Herberge nur zum Essen und für kleine Besorgungen. Viel lieber lassen wir die letzte Zeit Revue passieren und widmen uns den noch ausstehenden Reiseberichten. Die Idee für heute Abend: Wir versuchen, uns einen Blick über die nächtliche Skyline Singapurs zu verschaffen. Alis Tipp: Einfach im nahegelegenen Appartementhochhaus in den 30. Stock fahren. In der Tat atemberaubend!
Wieder war die Nacht sehr erholsam. Die brauchen wir auch, denn heute -zu Nikolaus- geht unsere Reise weiter. Wie Koschi und Jasna zieht es uns nach Malaysia. Allerdings nicht mit dem Flieger nach Penang sondern mit dem Bus ins viel weiter südlich gelegene Melaka. Schön war die Zeit und wir freuen uns schon auf unseren zweiten Besuch Anfang Januar. Dann werden wir von hier aus in Richtung Cairns - Australien aufbrechen. [Oki]