Nach dem erlebnisreichen gestrigen Tag ist für heute keine große Etappe eingeplant. Lediglich eine günstigere Unterkunft wollen wir uns suchen. Die ist auch schnell gefunden – etwa 25 Kilometer weiter in Timaru. Die kleine Küstenstadt wegen ihres schönen Strandes ist ein beliebter Urlaubsort für Einheimische. Na, den schauen wir uns doch gleich mal an! Die gleiche Idee hatte auch schon ein Paar vor uns. Die beiden machen’s richtig:
Zudem finden wir heraus, dass es in der Stadtbücherei kostenlos WIFI gibt. Das wird natürlich gleich ausgenutzt, um unsere Homepage zu aktualisieren und Kontakt mit der Heimat aufzunehmen. Auch einige alltägliche Dinge wie Einkaufen und Tanken erledigen wir. Außerdem wird es langsam Zeit für eine grobe Routenplanung:
Da es uns hier recht gut gefällt beschließen wir, noch eine weitere Nacht zu bleiben. Wir brauchen ja nicht durchs Land hetzen.
Tag 5: In Timaru
Heute sind wir sehr lange damit beschäftigt, die Unmengen an Bildern zu sichten und auszusortieren. Bei weit über eintausend Dateien eine echt langwierige und ermüdende Tätigkeit! Aber es muss gemacht werden.
In diesem Holiday Park gibt es ein riesiges Hüpfkissen, das genau auf dem Weg von der Cabin zum Klo liegt. Paar Male bin ich da jetzt schon vorbeigelaufen. Aber irgendwann kommt die Zeit, da muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss :-)
Als Alex das sieht, ist sie natürlich gleich mit dabei!
Was ein riesen Spaß – aber auch echt anstrengend! :-)
Tag 6: Von Timaru nach Twizel
Heute geht unsere Erkundung Neuseelands weiter. Wir möchten von der Küste weg und landeinwärts Richtung Westen fahren. Im Landesinneren soll es nämlich einige schöne Seen geben, die von Timaru aus gut per Highway über den sogenannten Burkes Pass zu erreichen sind. Auf diesem soll es auch sehr schön zu fahren sein. Wie weit wir tatsächlich kommen und wo wir übernachten werden lassen wir -wie immer- auf uns zukommen. Eine halbe Stunde Fahrt liegt hinter uns, als wir den ersten Stopp an einem schönen Rastplatz in Pleasant Point für einen kleinen Frühstückssnack einlegen. Von dieser kleinen Ortschaft aus machen wir danach einen kurzen Abstecher abseits des Highways, da uns ein Schild mit der Aufschrift Hanging Rock Bridge lockt: „Ist das nun eine Hängebrücke an einem Felsen oder eine Brücke an einem markanten, hängenden Felsen?“ Das wollen wir herausfinden. Der Exkurs stellt sich allerdings als totaler Reinfall raus: Zum einen ist die Brücke eine ganz gewöhnliche über einen ganz gewöhnlichen Fluss (so gewöhnlich, dass wir noch nicht einmal ein Foto davon machen) und zum anderen werden wir einige Kilometer weiter von einem unüberwindbaren Hindernis an der Weiterfahrt gehindert. Nee, diesmal ist es kein Ford:
Nach einigen Minuten Wartezeit macht die Rinderherde immer noch keinerlei Anstalten, eine kleine Gasse für uns zu bilden. Währenddessen kommt ein Off-Road Fahrzeug vorbei, das geschickt den Straßengraben als Beipass nutzt. Dabei legt es solch eine Routine und Leichtigkeit an den Tag, als wollte es uns verspotten. Habe ich schon erwähnt, dass wir uns für den nächsten Neuseelandbesuch auch einen Off-Roader mieten sollten? Uns bleibt also nichts anderes übrig, als den ganzen Weg bis nach Pleasant Point wieder zurückzufahren und unsere Tour auf dem „kleinwagenfreundlichen“ Highway fortzusetzen. Dieser beschert uns jedoch nicht weniger schöne Aussichten auf die grandiose Landschaft von Neuseelands Südinsel.
Etwa eine Stunde später sind wir am Burkes Pass. Ab hier führt der Weg steil und kurvig bergaufwärts, so wie sich das für eine richtige Gebirgsstraße gehört. Oben angekommen geht es jedoch nicht einfach wieder runter, sondern die Landschaft um uns herum ist auf einmal wieder total eben – eine Art Hochebene. So etwas haben wir vorher noch nie gesehen.
Kaum oben angekommen, nehmen wir die nächste Abzweigung vom Highway weg. Diesen Abstecher bereuen wir allerdings nicht:
Da diese Straße laut Karte jedoch irgendwann im Niemandsland endet, machen wir nach etwa zehn Kilometern wieder kehrt. Das kleine Stück hat uns schon gereicht. Zurück auf dem Highway folgen wir diesem noch über eine halbe Stunde, bis das andere Ende der Hochebene erreicht ist. Gerade als es wieder abwärts geht, eröffnet sich uns dieser Anblick:
Wir haben den ersten See erreicht – den Lake Tekapo.
Der perfekte Platz für ein leckeres Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich :-) Nach der kurzen Stärkung geht die Fahrt weiter zur nahegelegenen Church Of The Good Shepherd. Die Kirche ist wegen ihrer idyllischen Lage auf zahlreichen Postkarten zu finden – und das auch zurecht, wie wir finden.
Schöne Fotos sind bei dieser Umgebung wirklich keine Kunst.
Sieht so aus, als ob sich nicht weit von der Kirche entfernt einige als „Hochstapler" versucht hätten ;-)
Aber was die können, können wir ja schon lange :-)
Stolz auf unser Werk…
…setzen wir unsere Reise fort. Der Highway führt noch einige Zeit am Lake Tekapo entlang und ermöglicht unterwegs einen ersten Blick auf den Mt. Cook, den höchsten Berg Neuseelands:
Bei einer Neuseelandreise ist ein Besuch des Mt. Cook auf jeden Fall ein Muss. Etwas später geht auch die Straße rechts ab, die nach etwa 58 Kilometern nahe diesem Berg endet (und trotz Sackgasse auch ein „Highway“ ist). Heute ist es allerdings schon etwas zu spät dafür. Einen kurzen Ausflug in die „Mt. Cook Zufahrtsstraße“ machen wir aber trotzdem noch, da man schon ziemlich am Anfang zum Lake Pukaki kommt. Diesen See haben wir bereits vom „Haupthighway“ aus erblicken können, allerdings erschien er von dort bei dem heutigen Wetter in einem solch unwirklichen, gar milchigen Blau, dass wir uns den nochmal von der Nähe ansehen wollen. Kurze Zeit später stehen wir am Peters Lookout – ein Aussichtspunkt am Anfang des Mt. Cook-Highways, von dem man einen fantastischen Blick auf den Berg und über den Lake Pukaki hat. Wie riesig dieses Gewässer ist!
Ein kleiner Pfad führt von hier runter zum Ufer. Na, dann mal nichts wie los! Unten angekommen stellen wir voller Erstaunen fest, dass uns unser Auge nicht getäuscht hatte. Auch aus der Nähe erstrahlt das Wasser in einem Blau, das ich vorher noch nie bei einem See gesehen habe:
Die Atmosphäre ist unbeschreiblich und der Moment wohl unbezahlbar…
Alex lässt ihrer kreativen Ader freien Lauf:
Damit hätten wir unseren Erkundungsdrang für heute mehr als gesättigt und wir machen uns auf die Suche nach einer Bleibe. Da wir uns für morgen den Besuch des Mt. Cook vorgenommen haben, sollte diese nicht sehr weit weg sein. Zurück auf dem „Haupthighway“ liegt nur zehn Kilometer weiter die kleine Ortschaft Twizel. Etwas abseits, dafür aber idyllisch an einem kleinen See gelegenen, finden wir dort einen Holiday Park, der eine kleine Cabin für uns frei hat. Und da der morgige Ausflug wohl den ganzen Tag in Anspruch nehmen wird und wir dann sowieso wieder an dem Ort vorbei fahren werden, mieten wir uns gleich für zwei Nächte ein.
Tag 7: Ausflug zum Mt. Cook
Früh stehen wir auf, frühstücken und fahren los. Das Wetter kann heute Morgen lange nicht mit dem gestrigen mithalten – leider. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Fahrt zum Mt. Cook dauert mit gemütlicher Fahrweise und einigen Aussichts-Stopps insgesamt über eine Stunde. Auf dem Weg kommt man unter anderem an mehreren Helikopter-Stationen vorbei, die an der Straße groß mit Flügen zum Gletscher inklusive „Snow Landing“ werben. Wir sind gerade im richtigen Zeitpunkt da, als einer startet. Im Hintergrund ist der Lake Pukaki zu sehen, der milchblaue See von gestern, der heute erneut in seiner einzigartigen Farbe erstrahlt. Was es damit wohl auf sich hat?
Die Wolken verhüllen die Berge teilweise wie Schleier.
Nicht viel weiter endet die Straße auf einem (vergleichsweise großen) Parkplatz und die vielen Autos, Busse, Campervans und Wohnmobile bestätigen uns, dass wir an einer Hauptattraktion Neuseelands gelandet sind. Bis zum Mt. Cook steht den Besuchern aber noch eine Wanderung bevor, deren Dauer an der Infotafel mit 1,5 Stunden beziffert wird. Genau genommen befindet man sich dann am Hooker Lake – einem See am Fuße des Berges. Also gut, dann mal los…
Nach einigen Metern passiert man das Alpine Memorial – ein Denkmal, dass allen Bergsteigern gewidmet ist, die beim Erklimmen des Mt. Cook oder der umliegenden Gipfel verunglückt sind. Krass ist, dass fast alle von denen keine 30 Jahre alt wurden…
Ab hier führt die Wanderstrecke durch das Hooker Valley. Man überquert zwei Hängebrücken, passiert den sogenannten Mueller Lake und kraxelt zwischenzeitlich sogar mal an einer Felswand entlang:
Der letzte Streckenabschnitt folgt dann diesem Bergfluss...
…bis zu dessen Ursprung im Hooker Lake, der das Ende des Wanderwegs markiert. Was ein fantastischer Ort! Und das Wetter hat sich inzwischen auch gut entwickelt :-)
Am Ufer machen wir es uns gemütlich und lassen die Umgebung auf uns wirken. Erst bei genauerem Hinsehen fällt uns auf, dass die Brocken im See ja keine Felsen sind, sondern Eis, das sich vom Gletscher gelöst hat.
Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen, lassen wir uns von der Szenerie noch zu einigen Spielereien mit der Kamera inspirieren. Das Ergebnis kann sich sogar einigermaßen sehen lassen, wie ich finde.
In umgekehrter Marschrichtung wirkt die Umgebung irgendwie ganz anders, sodass man plötzlich mehr ein Auge für die nahen Objekte hat:
Kurz darauf erreichen wir schon den Parkplatz, worüber wir auch echt froh sind! Lange ist es her, dass wir so weit gelaufen sind und uns tun alle Knochen weh. Wer sich jetzt denkt: „Hey, die ham erst vor kurzem ne fünftägige Trekking Tour durchs Himalaya Gebirge gemacht, die solln sich mal net so anstelln!“ Dem kann ich nur sagen: „Die Tour war letztes Jahr im November, des is drei Monate her!“ :-) Auf der Heimfahrt erhaschen wir noch einen letzten Blick auf den Berg…
…bevor wir uns für heute vom Mt. Cook verabschieden. Etwas später bekommen nochmal zwei Helikopterstarts zu sehen. An einen Zufall glauben wir jetzt nicht mehr – die müssen wohl ziemlich viele Flüge über den Tag (bzw. den Berg) machen.
Gerade als wir den „Mt. Cook Zufahrtshighway“ verlassen haben und Richtung Twizel abgebogen sind, wird die Landschaft von der untergehenden Sonne in ein wunderschönes Abendrot getaucht.
Besser kann ein Tagesausflug wohl nicht enden. Und ein Reisebericht über Neuseeland wohl auch nicht. Was wir alles in der ersten Woche von diesem Land gesehen haben ist kaum zu fassen. Was uns dabei sehr fasziniert sind die verschiedenen Landschaften innerhalb so kurzer Distanzen. So hoch unsere Erwartungen auch waren, wurden sie noch bei Weitem übertroffen! Und das Tollste ist: Sechs Wochen liegen noch vor uns… [Oki]